Christian Ulbricht – Fantasievolle Holzkunst in Perfektion
Kunsthandwerk oder Volkskunst fallen diese Begriffe, dann haben die meisten von uns wohl gleich eine ziemlich romantische Vorstellung. Vor dem geistigen Auge sehen wir eine urige Hütte oder ein hübsches Häuschen irgendwo mitten im Wald oder auf weiter Flur. In diesem befindet sich dann auch eine kleine oder auch größere Werkstatt, in der dann in aller Seelenruhe kleine und große Kostbarkeiten das Licht der Welt erblicken, und zwar unabhängig davon, wie lange der Schaffensprozess andauert.
Eine wirklich schöne Vorstellung und in meinen Tagträumen kann ich diese Szenerie bis ins kleinste Detail ausschmücken, weil sie sich einfach so gut und irgendwie auch nach einem Stück heile Welt anfühlt. Doch natürlich ist mir und sehr wahrscheinlich auch Euch klar, dass es ganz so perfekt in der Realität nicht abläuft oder ablaufen kann.
Während unseres letzten Urlaubs im Erzgebirge durften wir wieder einen Blick hinter die Kulissen werfen. Und mit diesem Besuch bei Christian Ulbricht erfüllte sich für uns auch ein kleiner Traum, denn wir sind ganz vernarrt in die herzigen Miniwichtel, die eben aus dieser Manufaktur kommen. Und einige dieser kleinen Gesellen fühlen sich mittlerweile auch bei uns in Hessen richtig wohl.
Über 90 Jahre Firmengeschichte – Trotz aller Widrigkeiten
Immer geradeaus oder mit Volldampf steil bergauf, so sieht das Leben wohl in den seltensten Fällen aus. Otto Ulbricht gründete im Jahr 1928 sein Unternehmen. Und die Sterne standen gut, schließlich verstand der Vater von Christian Ulbricht nicht nur sein Handwerk. Darüber hinaus war er auch ein äußerst kreativer Kopf. Bewährtes mit innovativen Ideen so zu kombinieren, sodass etwas vollkommen Neues daraus entsteht – dies war seine große Leidenschaft. Die Goldmedaille der Pariser Weltausstellung im Jahr 1936 für die Entwürfe seiner fantasievollen Kinderzimmeruhren sowie der Gruppe mit Kurrende Sängern ist nur ein herausragender Höhepunkt, welcher sein Schaffen auszeichnet.
Doch der Zweite Weltkrieg und die sich daran anschließende Enteignung setzten dem Seiffener Unternehmen ein jähes Ende. Der Firmengründer musste mitsamt seiner Familie in den Westen fliehen. Allen Widrigkeiten zum Trotze machte sich Otto Ulbricht in Lauingen an der Donau daran, sein Unternehmen wiederaufzubauen.
Seit dem Jahr 1968 liegen die Geschicke des Unternehmens in den Händen von Christian Ulbricht. Dieser kaufte nach der Wiedervereinigung auch den väterlichen Betrieb in Seiffen wieder zurück.
Holzkunst – Hier braucht es noch den Menschen
Hinter die Kulissen blicken, dies durften wir bisher bei einigen kleineren Manufakturen, wie zum Beispiel bei Gunter Flath oder auch beim Häuselmacher. Und so konnten wir nur (oder vielleicht noch nicht einmal) erahnen, wie die Fertigung filigraner und fantasievoller Holzschätze in großem Umfang vonstattengeht.
Entsprechend aufgeregt waren wir also bei unserem Besuch bei Christian Ulbricht, denn wir durften tatsächlich mehr als nur einen Blick hinter die Kulissen werfen. Und ich kann Euch sagen, es war mehr als nur beeindruckend. Denn wenn wir an große Massen denken, dann gehen wir immer davon aus, dass die Arbeit einigermaßen selbstständig von Maschinen übernommen wird. Doch hier ist dem nicht so. Obgleich die Fertigung hier große Stückzahlen herstellt, setzt das Unternehmen auch heute noch auf Handarbeit, die einfach unersetzlich ist, wie uns bei unserem Besuch erklärt wurde.
Und tatsächlich werden vor unseren Augen Holzstücke wie durch Zauberhand in Form gebracht. So sorgen die Mitarbeiter an den Drechselmaschinen dafür, dass die Einzelteile für Räuchermänner, Dekofiguren und vieles mehr formvollendet in großen Boxen landen, wo sie dann auf den nächsten Schritt warten.
Und so geht es weiter zur nächsten Station. Größere, kleinere und oftmals auch winzige Elemente müssen zusammengesetzt, also geleimt werden. Mit viel Geduld und noch mehr Präzision geschieht auch dies hier. Selbst ein längerer Blick über die Schulter macht die Mitarbeiter nicht nervös. Und fast wirkt es so, als wäre diese Präzisionsarbeit meditativ. Wobei ich, ehrlich gesagt, schon beim Zusehen nervös wurde.
Und nach diesem Schritt ist natürlich noch nicht Schluss. Denn jede Figur hat nicht nur ihren ganz eigenen „Körperbau“, sondern auch sonst ihren ganz eigenen Charakter. Und wie lässt sich dieser besser ausarbeiten als mit Farbe und Pinsel?
Was uns natürlich zur nächsten Station führt. Zwischen verschiedensten Farben und Pinseln bekommen die kleinen und großen Kostbarkeiten ihren unverwechselbaren Charakter. Da werden mit zitterfreier Hand kleine Äuglein und ein verschmitztes Lächeln aufgemalt. Kein Pinselstrich geht daneben. Und unter den geübten Händen hat es den Eindruck, als gäbe es nichts Leichteres als dies, – was natürlich nicht so ist, denn diese Sicherheit und Fertigkeit erfordert nun mal sehr viel Übung und nicht zuletzt auch die Liebe zum Detail.
Die Führung durch die Fertigung bei Christian Ulbricht verging wie im Flug. Eigentlich hatten wir gefühlt mehr als eine Million Fragen. Gestellt haben wir davon allerdings (wenn überhaupt) nur einen Bruchteil. Viel zu gebannt waren wir von den Eindrücken und der Tatsache, dass selbst bei einem Unternehmen wie Christian Ulbricht große Mengen an Figuren hergestellt werden, die traditionelle Herstellung nicht zu ersetzen ist. Irgendwie auch ein gutes Gefühl in einer Zeit, in der der Mensch in immer mehr Bereichen scheinbar ganz einfach austauschbar ist.
Eine kleine Information noch am Rande. So mancher denkt, dass Räuchermännchen und Co. nur hier zulande Absatz finden und ihre Liebhaber haben. Doch dem ist nicht so. Bei Christian Ulbricht gibt es sogar ein Sortiment, welches exklusiv für den amerikanischen Markt entwickelt wurde. Dies zeichnet sich unter anderem durch sehr opulente Figuren aus. Einen Teil dieses Sortimentes konnten wir bei unserem Besuch bestaunen. Die Fertigung der Figuren für den amerikanischen Markt erfolgt allerdings im Werk in Lauingen.
So viel mehr als nur ein Nischenprodukt
Geht es um Kunsthandwerk, unabhängig in welcher Form, dann fällt oftmals im selben Atemzug der Begriff vom Nischenprodukt. Für mich hat diese Bezeichnung immer so einen leicht faden Beigeschmack. Frei nach dem Motto – viel Geld kannst Du damit nicht machen, aber ein paar wenige Käufer lassen sich schon finden.
Auch die Aussage in mancher Fernsehsendung, dass Prozesse automatisiert werden müssen und mehr Maschinen statt Menschen zum Einsatz kommen müssen, um Erfolg zu haben – Greift hier, sehr zu meiner Freude, nicht. Denn ein Betrieb wie Christian Ulbricht zeigt, dass menschliche Fähigkeiten und Fertigkeiten sich eben nicht durch Maschinen ersetzen lassen.
Und weiterhin hat der Besuch deutlich gemacht, dass auch angebliche Nischenprodukte einen großen Absatz finden können. Was sicherlich nicht zuletzt darin liegt, dass man sich im Hause Ulbricht immer etwas Neues einfallen lässt. Und so trifft der Firmenslogan „Schöner kann Holz nicht werden“ den Nagel auf den Kopf. Ein Blick in das Sortiment zeigt, wie vielfältig und auch innovativ Holzkunst sein kann. Bei Christian Ulbricht stellt man dies unter anderem mit den beliebten Mini- oder Mikrowichteln, einer Halloweenserie oder der Dia De Los Muertos Reihe eindrucksvoll unter Beweis.
Das Nussknackerhaus und das Alte Drehwerk – Sind immer einen Besuch wert
Was wäre ein Besuch in Seiffen ohne einen Besuch des Nussknackerhauses, denn schließlich – und das hat schon Tradition – muss auch dieses Mal ein Miniwichtel adoptiert werden. Wer von Euch die Bandbreite von Christian Ulbricht mal live, in Farbe und mal zum Anfassen erleben möchte, der ist hier genau richtig. Aber Vorsicht – Ihr solltet einen Zeitpuffer einplanen, denn meist verbringt man hier (so geht es uns jedenfalls) mehr Zeit als eigentlich geplant und so kommt schnell der ganze Zeitplan ins Trudeln.
Das Verkaufspersonal im Nussknackerhaus ist supernett, hilfsbereit und auch sonst immer für einen netten Plausch zu haben. Auch gibt es hier immer eine kleine Ecke mit den aktuellen Auslaufmodellen. Interessant also für jeden, der die heimische Sammlung erweitern möchte.
Wer sich für frühere Figuren aus dem Hause Ulbricht interessiert, der sollte einen Besuch im hauseigenen Museum nicht versäumen. Hierfür einfach das Verkaufspersonal ansprechen, denn im Untergeschoss des Nussknackerhauses habt Ihr die Möglichkeit, eine Reise in die Geschichte der Manufaktur zu unternehmen.
Wer im Seiffener Ortskern bleiben möchte, der muss selbstverständlich nicht auf eine Figur aus dem Hause Ulbricht verzichten. Denn mitten im Herzen von Seiffen befindet sich das Alte Drehwerk (Hauptstraße 79). Auf zwei Etagen lässt sich hier ein ausgiebiger Streifzug durch das Sortiment unternehmen.
Wenn der Weg nach Seiffen mal zu weit ist
Manchmal hat der technische Fortschritt durchaus seine Vorteile. Zum Beispiel dann, wenn der Weg nach Seiffen zu weit oder der Urlaub noch in weiter Ferne sind, die Sehnsucht nach beispielsweise einem neuen Nussknacker aber zu groß ist. Dann bietet der Onlineshop von Christian Ulbricht den Ausweg schlechthin. Denn hier habt Ihr die Möglichkeit, ganz in Ruhe durch das gesamte Sortiment zu bummeln und Euch Euer Lieblingsstück nach Hause liefern zu lassen.
Wir möchten uns ganz herzlich beim Hause Christian Ulbricht, für die großartige Möglichkeit bedanken, einen Blick hinter die Kulissen zu werfen. Ein ganz besonderer Dank geht an Herrn Kaden, der sich für uns ein großzügiges Zeitfenster freigeschaufelt hat, um uns alles zu zeigen und unsere Fragen mit einer Engelsgeduld beantwortet hat.
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