Zu Besuch beim Häuselmacher in Rechenberg-Bienenmühle
Kennt Ihr Rechenberg-Bienenmühle? Nein? Dann kommt Ihr vermutlich nicht aus dem Erzgebirge und/oder keine begeisterten Skifahrer. Nun, auch wir wollen hier nicht angeben, denn bis vor Kurzem sagte uns dieser Ort so gar nichts. Im Zuge unserer Vorbereitungen für unseren Urlaub im Jahr 2022 wissen wir allerdings von der Existenz dieses Ortes. Denn wer uns kennt, der weiß, dass wir gerne kleineren und manches Mal auch größeren Manufakturen im Erzgebirge einen Besuch abstatten. Auf der Suche nach einem Betrieb, bei dem der Fokus nicht auf Nussknackern, Räuchermännern und Schwibbögen liegt, sind wir auf den Häuselmacher Herrn Naumann gestoßen, der dort eine Werkstatt und einen Laden betreibt.
Auf dem Weg zum Häuselmacher
Unsere Tour nach Rechenberg-Bienenmühle gestaltet sich nicht ganz so entspannt, wie wir uns das eigentlich gewünscht hätten. Bonnie, sonst eher reisefest und immer froh, wenn sie ihre kleine Nase überall hineinstecken kann, hatte an diesem Tag mit ihrem Verdauungstrakt zu kämpfen und sorgte bei uns für so manche Schweißattacke und Anflüge von leichter Panik.
Das Navi meldete, dass wir unser Ziel erreicht hätten, was zunächst noch zusätzlich für Verblüffung sorgte. Denn hier wirkte auf den ersten Blick kein Haus so, als wäre hier ein Laden oder eine Werkstatt angegliedert. Also erst einmal parken, den Hund anleinen und schnell die Autotür auf. Denn anders als wir, hatte Bonnie ihre Magenprobleme schon wieder vergessen. Jörg tigerte also immer der Nase nach und schaut, ob wir hier richtig gelandet waren. Bonnie tat es ihm gleich, allerdings sahen ihre Prioritäten komplett anders aus und die saftig grüne Wiese auf der anderen Seite der Straße hatte Ihre Neugierde geweckt. Und so ergab ich mich am anderen Ende der Leine, meinem Schicksal und folgte unserer Fellnase hin zu dem Ort, der sie so in Aufregung versetzte.
Die Hundeohren waren auf Durchzug geschaltet und die Nase hat das Kommando übernommen und so stiefelte ich mit Bonnie querfeldein durchs Gras. Zwischenzeitlich kam auch Jörg schon wieder zurück und machte eilige Handbewegungen, die uns dazu bewegen sollten, schnell unsere Entdeckungstour zu beenden. Doch da hatte er die Rechnung ohne unsere tierische Reisebegleitung gemacht, denn die ließ sich just in diesem Moment so gar nicht hetzen und beendete mit einer Engelsgeduld zunächst ihre Schnüffeltour. Bevor auch sie dann endlich bereit war, den Laden des Häuselmachers zu betreten.
Märchenhafte Dörfer in kleinen Formaten
Wie es bei vielen Familienbetrieben oder Manufakturen im Erzgebirge der Fall ist, so präsentiert sich auch der Laden des Häuselmachers auf kleinem Raum. Was aber auch hier in gar keinem Fall besonders schlimm ist, denn schließlich braucht man sich nur um die eigene Achse zu drehen, um wirklich alles bestaunen zu können. Wobei dies auch nicht so ganz zutrifft. Denn die vielen kleinen liebevollen Details, die es überall zu entdecken gibt, nimmt wohl kaum jemand sofort auf den allerersten Blick wahr.
Denn was sich hier vom Boden bis an die Decke erstreckte, waren ländliche Szenen, die wirkten, als wären sie allesamt aus einem Märchenbuch gefallen. Kleine und größere Fachwerkhäuser, Scheunen, eine Schule, ein Rathaus und allerlei emsige Dorfbewohner, die entweder ihrer Arbeit nachgingen oder scheinbar einen kleinen Schwatz mit dem Nachbarn hielten. Und wer nun denkt, – ohje – das muss ja furchtbar kitschig aussehen, – mitnichten. Die Werke, die wir beim Häuselmacher Naumann gefunden haben, kommen mit nur wenigen Farben aus. Und vielleicht ist es genau das, was den großen Reiz ausmacht. Denn Häuser und andere Elemente lassen dadurch noch unglaublich viel Raum für die eigene Phantasie.
Und wen wundert es da, dass die Häuser, Lichterhäuser, Figuren und Spanbäume so vielseitig einsetzbar sind. Denn mit ihnen lassen sich Szenen auf der Fensterbank gestalten, aber genauso ist es auch möglich, einen Schwibbogen mit Lichterhäusern und den dazu passenden Figuren zu bestücken.
Wer sich also nicht festlegen möchte und jedes Jahr aufs Neue immer gerne mal wieder was Neues haben möchte, ohne dafür vielleicht jährlich große Summen investieren zu müssen, der wird beim Häuselmacher in Rechenberg-Bienenmühle fündig.
Auch ein Häuselmacher braucht eine Werkstatt
Und dann durften wir sogar einen Abstecher in das machen, was wohl jedem Handwerker beziehungsweise Künstler heilig ist – die Werkstatt. Auch hier machte sich wieder die Faszination und Erkenntnis breit, wie wenig Platz man eigentlich braucht und dennoch Großes (im übertragenen Sinne) schaffen kann.
Denn mit drei Menschen und einem Hund wurde es in den heiligen Hallen dann doch schon ordentlich muckelig. In der Werkstatt zeigt sich, dass Herr Naumann eben nicht nur ein begnadeter Häuselmacher ist, sondern auch das Talent hat, vorhandenen Platz bestmöglich auszunutzen. Ich glaube, ich habe noch nie so viel Holz und Material auf so kleinem Raum gesehen. Denn ob nun an den Wänden oder unter der Decke, alles, was nicht als Stellfläche für Maschinen dienlich war, fungierte als Lagerfläche.
In der Werkstatt von Herrn Naumann bekamen wir einen ungefähren Eindruck davon, wie viel Zeit und einzelne Arbeitsschritte eigentlich in einem solchen Häuschen stecken. Umso bemerkenswert ist es, dass der umtriebige Holzkünstler jährlich etwa 1 000 Häuschen entstehen lässt.
Der Häuselmacher Naumann in Rechenberg-Bienenmühle ist immer einen Besuch wert
Beseelt, wie immer, wenn wir einer Manufaktur im Erzgebirge einen Besuch abstatten, verließ ich die Räume des Häuselmachers. Hier sogar noch eine Spur mehr. Denn der Mensch, der hier hinter seiner Kunst steht, ist ein echtes Original. Schon nach wenigen Augenblicken ist sie greifbar, die Leidenschaft, mit der er seinen Beruf ausübt.
Herr Naumann ist ein wunderbarer Erzähler und verpackt Fakten über sein Handwerk in Geschichten, denen man gerne lauscht. Und so würde man sich doch wünschen, dass bei einem Besuch im Laden des Häuselmachers die Zeit stehen oder doch zumindest ein wenig langsamer laufen möge. Denn hier nimmt man eben nicht nur irgendein Andenken mit, sondern wunderschöne Häusel, verbunden mit der Erinnerung an eine zauberhafte Begegnung, an die man noch lange zurückdenken wird.
Wir möchten uns an dieser Stelle ganz herzlich bei Herrn Naumann bedanken, der uns einen nicht unerheblichen Teil seiner Zeit schenkte und uns hat eintauchen lassen, in die faszinierende Welt eines Häuselmachers.
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